Anaphylaktischer Schock...

... der auch mit Herzstillstand und Tod enden kann. 
Das Wundermittel. Remicade, auch Infliximab genannt. Ich sollte es endlich noch einmal bekommen. Was hab ich mich auf diesen Tag gefreut. Kannte ich die Wirkung des Medikaments doch aus dem Jahr 2000, als ich es in den städtischen Kliniken in Osnabrück schon einmal bekommen hatte. Damals ging es mir nach zweimaliger Gabe, 8 Wochen lang so dermaßen gut, dass ich eine Reise nach England zu meinem leiblichen Vater gemacht habe. Die ganz normalen Medikamente in der Tasche, sonst nichts. Ich fühlte mich dermaßen pudelwohl, konnte normal Essen, ich hatte keine Schmerzen mehr, ich war fit.... 8 Wochen lang ein Leben als wäre nichts gewesen. Nun hatten wir das Jahr 2002 und ich war im Marienhospital. Die Ärzte meinten, "hey, bevor wir da jetzt beigehen, versuchen wir es noch einmal mit dem Medikament". Morgens um 10 Uhr saß ich dort also auf dem Flur, auf der Station 02. Der Tropf kam an, lief ja alles ambulant, und ich wurde angestöpselt. Oh, mir gingen tausend Sachen durch den Kopf. Was ich wohl alles machen kann wenn es mir besser geht. Was alles möglich wäre. Endlich längere Touren machen, ohne daran zu denken dass man entweder ein mobiles Klo dabei hat, oder dass man halt ja nicht zu weit "raus schwimmt". Doch nach kurzer Zeit merkte ich, irgendwie wurde mir kalt. Es war ungemütlich und mein Körper fing an zu zittern. Ich dachte erst dass es wirklich kühl is, denn das Mittelchen war recht kühl, im Flur war es auch nicht besonders warm und naja.... kann ja sein dass ich einfach ne Decke brauche. Saß da ja auch nur im Shirt und Jogginghose. Als dann ein Arzt vorbeikam, meinte der nur "oh da gehts einem aber gar nicht gut". Ich weiß von da an nicht mehr wie es wirklich weiterging. Bzw wie es dann dazu kam, dass ich in Windeseile in einen Raum gebracht wurde, da auf die Liege gelegt wurde, alle Leute auf dem Flur wie wild hin - und herliefen und eine Schwester telefonierte, die andere irgendwas über den Flur gerufen hat, 2 Pfleger im Raum waren, einer mich festhielt weil ich so am zittern war dass ich fast von der Liege geflogen wäre. Dann erinnere ich mich daran, dass mein damaliger Partner in der Tür stand und sich dann auf den Stuhl hinter der Liege setze und meinen Kopf streichelte. In dem Moment kam der Chefarzt rein. Er sah mich an, streichelte mir durchs Gesicht und sagte "so nicht kleiner". Das weiß ich noch bis heute! Dann motzte er das Pflegepersonal an und den Arzt der sich auch im Raum befand, mit den Worten "wieso läuft dieser scheiß Tropf noch?". Er zog mir den Tropf aus dem Arm, und ich hörte ihr nur noch rufen "Supra"! Supra war Adrenalin. Adrenalin deswegen, weil ich einen anaphylaktischen Schock hatte. Ich hätte keine 5 Minuten mehr gehabt hieß es damals. Wie gut dass ich auf dem Flur saß und dort gesehen wurde. Damals in den städtischen Kliniken, war ich in einem Raum wo ich alleine auf einer Liege lag, ohne dass jemand da war. Da hätte es auch anders ausgehen können.

Naja. Auf jeden Fall führte alles dazu, dass ich anstatt auf Reisen zu gehen oder mit meinem damaligen Partner ne tolle Zeit erleben konnte, dass ich für 2 Tage auf der Intensivstation landete. War alles anders geplant gewesen würde ich mal sagen. Aber mit 18 Jahren fast im Krankenhaus zu verrecken weil ein Medikament welches ich schonmal bekommen hatte, auf einem nicht mehr anschlug, ist schon krass wenn man da heute wieder dran denkt. Da wird mir noch immer ganz anders und ich hab immer wieder im Kopf welches Glück ich damals eigentlich hatte. Dadurch war natürlich auch klar, dass medikamentös alles vorbei war und es auf nichts anderes hinauslaufen würde, als auf eine OP. Das wäre dann die Rubrik "Hugo ist da".

Für alle die wissen wollen wie ein anaphylaktischer Schock ensteht, bzw wieso und wodurch und was man tun muss, wenn man feststellt dass jemand wohl einen solchen hat, hier geht es zu einer Seite die erklärt wie was zu tun ist und was alles bedeutet. 

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